> Bank und Krank

Erfahrungsaustausch Herzpatienten Herzklappe Herz und Psyche Selbsthilfe

Meine Bank - ich krank

...was meine Bank dazu meinte...

 

Ich bin in einer Gegend aufgewachsen wo jeder jeden kennt. So war es auch kein Geheimnis, wie krank ich war, wie schlimm es einige Zeit lang um mich gestanden hat.

Dementsprechend kam es dazu, dass auch der Bankdirektor meiner Bank erfuhr was mit mir los war. Kaum kam ich von der Reha wieder nach hause rief er mich an, bestellte mich zu einem persönlichen Gespräch.

Da er, als mein Vater noch lebte, immer sehr nett zu unserer Familie war ging ich da ohne große Bedenken hin, im Gegenteil, ich hatte Hoffnung, dass er mir entgegen kommt. Ich bezahlte gerade mein Auto ab, ansonsten hatte ich keine Schulden, bekam aber wenig Krankengeld.

"Hallo Judith, schön dass du wieder zuhause bist." Er fing sehr nett mit mir zu reden an und kurz dachte ich, er will sich einfach nur darüber informieren, wie es mir geht. Naja, da sieht man wie jung und blauäugig ich noch war...  "Judith, ich muss dir leider sagen, dass ich dir keinen Kontokorrentrahmen mehr geben kann. Du hattest ja eine echt schlimme Operation und wer weiß, wie lange du noch lebst." 

Wie demütigend und verletzend das für mich in diesem Moment war brauche ich, so glaube ich, nicht zu erklären. Er erklärte mir, dass meine Mutter jetzt  auf meinen Anteil für die Miete verzichten müsse, dann würde das schon gehen. - doch wie soll sie dann durchkommen? Und von wie viel Geld reden wir da? Einen Überzugsrahmen von 200 Euro!! Ich will doch keine Millionen...  Außerdem hatte die Bank meine Lebensversicherung als Sicherheit fürs Auto. Eine Lebensversicherung, die um einiges höher war, als ich für mein Auto abzahlen musste...

Er blieb hart und strich mir die Möglichkeit auch nur 10 Euro zu überziehen. Eines Tages besuchte ich jemanden in einem anderen Bundesland. Ich hatte mich verkalkuliert und so fehlte mir das Benzingeld um wieder nach hause zu fahren. Ich ging in die dortige Bank, erklärte meine Situation. Sie riefen meine Bank in meiner Heimat an, fragten, ob ich 30 bis 50 Euro abheben dürfte. Die Antwort war nein, das Telefonat von der dortigen  Bank  zur gleichen Bank in meiner Heimatstadt berechneten sie mir trotzdem mit 4 Euro.... Nach hause bin ich gekommen, weil man mir privat die 30 Euro geliehen hatte... 

Es ist mir ein Bedürfnis, diese Geschichte auch erzählt zu haben, denn es war damals für mich furchtbar. Ich kam mir im wahrsten Sinne des Wortes wertlos vor.  Auch, als ich die Bank gewechselt hatte und meine neue Bank es Dank meiner alten Bank gleich in ihrem Computer lesen konnte, dass ich herzkrank bin.  Es war sehr hart für mich zu erkennen, dass man als gesundheitlich angeschlagener Mensch einfach abgeschrieben wird.

Das alles ist nun schon sehr lange her, diese großen Geldsorgen gehören Gott sei Dank der Vergangenheit an. Ich hoffe einfach, dass mein Bankdirektor Herr E. irgendwann mal erfährt, wie unmenschlich er war. Ich bin mir sicher, dass er das nicht nur zu mir war. Die Welt ist klein, vielleicht erfährt er davon, auch wenn er schon in Pension ist.

Und falls er das durch Zufall doch noch lesen sollte:

 

Hallo Herr E. - ICH LEBE NOCH

       cheeky

und das gerne !

 

Besucher